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Mein wertvollstes Geschenk als Führungsperson

Vor etwa 11 Jahren hatte ich ein schwieriges Gespräch mit einer Mitarbeiterin geplant. Nach mehreren Gesprächen mit teilweise heftigen Emotionen hatte ich ziemlich Angst, dass es wieder so werden könnte. Doch es kam ganz anders. Das Gespräch war ein Erfolg: Ich hatte alles ehrlich angesprochen, wir hatten beide Verständnis füreinander und wir beendeten das Gespräch in Frieden. Wie kam es dazu?



Als ich vor 13 Jahren meine Stelle als Schulleiter einer Sonderschule antrat, hatte ich erst drei Jahre Führungserfahrung als Kitaleiter. Um meine Führungskompetenzen zu verbessern, führte ich einmal jährlich eine anonyme Umfrage zu meinem Führungsverhalten bei meinen Mitarbeitenden durch. Die Rückmeldungen waren differenziert und ehrlich: Ich erhielt beispielsweise Lob für gute Strukturen und Prozesse und ich erhielt viel Kritik für meinen Umgang mit den Mitarbeitenden. Hier einige Auszüge aus den Rückmeldungen:


«Den Tonfall empfinde ich teilweise als forsch, vernichtend, nicht wertschätzend, auch in Emails. Positive Rückmeldungen oder ein Lob werden selten ausgesprochen. Rückmeldungen motivieren nicht."


«Abwehrende Haltung bei negativer Kritik.»


«Tonfall manchmal gereizt und unfreundlich. Teilweise werden Aussagen ins Lächerliche gezogen, so dass sich die MA blossgestellt vorkommen. Ist man anderer Meinung, so wird man überredet.»


Da ich die Rückmeldungen ernst genommen habe, wollte ich natürlich etwas an meinem Verhalten ändern. Aber wie? Im ersten Jahr nach solchen Rückmeldungen habe ich es mit eigenen Strategien versucht - die ich schliesslich entweder nicht umgesetzt habe oder die nicht wirksam waren. Nach einer weiteren Umfrage mit ähnlichen Ergebnissen habe ich mich auf die Suche nach Literatur gemacht. Dabei bin ich auf das Buch von Vera Heim und Gabriele Lindemann mit dem Titel «Erfolgsfaktor Menschlichkeit» gestossen. Dieses Buch hat mir eine neue Sicht auf menschliches Verhalten und zwischenmenschliche Kommunikation aufgezeigt. Nachdem ich es gelesen hatte, habe ich mich anhand der dort beschriebenen Anleitung auf dieses schwierige Gespräch der Mitarbeiterin vorbereitet. Ich war richtig nervös, weil ich drei kritische Dinge ansprechen wollte und ich Angst vor ihrer Reaktion hatte. Das Gespräch verlief hervorragend und ich war begeistert. Danach habe ich meine Weiterbildungen in Gewaltfreier Kommunikation begonnen und nach und nach das Gelernte in schwierigen Gesprächen mit Mitarbeitenden, Eltern oder Behörden umgesetzt. Was hat mir die neue Haltung und Technik gebracht?

  • Ich habe nicht mehr nur theoretisch geglaubt, dass alle Menschen gleichwertig sind sondern andere und mich in Gesprächen als gleichwertig erlebt und dies den Gesprächspartner:innen so vermitteln können.

  • Ich habe erfahren, dass niemand wirklich etwas gegen mich tut, sondern sich alle darum bemühen, ihre Bedürfnisse zu erfüllen.

  • Ich habe erfahren, wie wertvoll es ist, mit den Bedürfnissen einen Dreh- und Angelpunkt in Gesprächen zu finden haben, bei welchem sich alle einig sind.

  • Ich hatte nun die Möglichkeit, ernsthaft auf Augenhöhe zu kommunizieren.

Damit ist das wertvollste Geschenk, das ich als Führungsperson erhalten habe, das Kennenlernen der Gewaltfreien Kommunikation.


Hast du schon anonyme Umfragen zu deinem Führungsverhalten gemacht und was hast du für Rückmeldungen erhalten?

Falls dich die Haltung und Technik der Gewaltfreien Kommunikation interessieren und du sie in deiner Institution zugänglich machen möchtest, findest du hier weitere Informationen.


Wenn du genaueres über die Gewaltfreie Kommunikation erfahren möchtest, kannst du diesen Blogbeitrag lesen.

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