Stell dir vor, du erlebst während einer Sitzung einen Konflikt zwischen zwei Mitarbeitenden. Sie geraten heftig aneinander, die Stimmung ist angespannt und für dich ist nicht mehr klar, ob die Sitzung fortgeführt werden kann. Du spürst Frustration und vielleicht bist du ratlos, wie du jetzt reagieren sollst. Sollst du die Sitzung unterbrechen? Ein Machtwort sprechen? Oder sollst du einfach abwarten und schauen, ob sich die beiden von alleine beruhigen?
Solche Situationen sind für Führungspersonen keine Seltenheit. Deine Resilienz – die Fähigkeit, mit Rückschlägen und Krisen umzugehen – ist in solchen Momenten entscheidend. Und ein wesentlicher Aspekt deiner Resilienz hängt von deinem Umgang mit deinen Gefühlen ab.
Wie Gefühle und Resilienz zusammenhängen
Gefühle wie Frustration, Hilflosigkeit oder Angst sind natürliche Reaktionen auf schwierige Situationen. Sie zeigen uns auf, dass etwas nicht stimmt. Doch wie wir mit diesen Emotionen umgehen, bestimmt massgeblich, ob wir längerfristig resilient bleiben oder uns von den Gefühlen hinunterziehen lassen.
Nehmen wir das Beispiel: Statt die aufkommende Frustration zu unterdrücken oder impulsiv zu reagieren, entschliesst du dich, einen Moment innezuhalten. Du atmest tief durch, um dir Raum für Reflexion zu geben. Du verlangsamst. In diesem Moment beginnt der resilienzfördernde Prozess.
Emotionale Akzeptanz und Reflexion
Im ersten Schritt akzeptierst du die Frustration und Ratlosigkeit, ohne dich dafür zu verurteilen. Emotionale Akzeptanz ist eine zentrale Strategie für Resilienz. Es geht darum, Gefühle anzunehmen, wie sie sind, statt sie zu unterdrücken oder sich von ihnen treiben zu lassen. Das bewusste Wahrnehmen und Akzeptieren der Emotionen hilft, den inneren Druck zu verringern und wieder einen klaren Kopf zu erhalten.
So bleibst du im Beispiel ruhig und handelst nicht impulsiv. Du erkennst, dass deine Frustration und Ratlosigkeit Signale sind, die auf Bedürfnisse hinweisen, wie etwa Kooperation (in Bezug auf die beiden Mitarbeitenden) oder Inspiration (d.h. du brauchst Ideen, wie du mit der Situation umgehen könntest).
Mit ein wenig Übung, dauert dieser Prozess der emotionalen Akzeptant und Reflexion keine halbe Minute. So viel Zeit (oder auch mehr) ist in jeder Sitzung vorhanden.
Kommunikation auf Meta-Ebene
Was würdest du nun in dieser Situation tun? Vermutlich wenig hilfreich wäre es, wenn du dich inhaltlich in den Konflikt einbringen würdest. Statt dessen kannst du auf die Meta-Ebene gehen und mitteilen, was gerade bei dir abgeht: «Wenn ich euch zuhöre bin ich frustriert, weil mir Kooperation wichtig ist. Und zugleich bin ich ratlos, weil ich noch nicht weiss, was wir jetzt am besten tun.» Gleich danach könntest du zuerst schauen, ob für die beiden Mitarbeitenden Kooperation jetzt möglich. «Seid ihr in der Lage, euch kooperativ einzubringen oder braucht ihr einen Moment, um herunterzufahren?» Zusätzlich könntest du einen Vorschlag machen, der sowohl dir, als auch den beiden Mitarbeitenden Zeit für Emotionsregulation und Reflexion gibt: «Ich schlage vor, wir legen dieses Thema für die aktuelle Sitzung auf die Seite und ich vereinbare nach der Sitzung einen Termin mit euch, um diese Sache in Ruhe zu dritt anzuschauen, ja?»
Emotionale Selbstregulation
Emotionale Selbstregulation bedeutet, mit Gefühlen in einer förderlichen Weise umzugehen. Es geht nicht darum, die Emotionen zu unterdrücken, sondern darum, sie über die Akzeptanz zu lenken. Resiliente Führungspersonen schaffen es, ihre Emotionen zu nutzen, um klare, überlegte Entscheidungen zu treffen.
Empathie – für dich selbst und andere
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Resilienz ist die Empathie – nicht nur für das Team, sondern auch für sich selbst. Wenn du wie im Beispiel oben reagierst, realisierst du, dass du nicht perfekt sein und jederzeit alles im Griff haben musst. Indem du dir selbst mit Mitgefühl begegnest, stärkst du deine Widerstandskraft. Gleichzeitig zeigst du Empathie für die beiden Mitarbeitenden, die im Konflikt stehen. Du verurteilst sie nicht und lässt sie ihr Gesicht wahren.
Tipps zur Stärkung deiner Resilienz durch Verlangsamung und Akzeptanz von Emotionen
Achtsamkeit trainieren: Regelmässige Achtsamkeitsübungen (z.B. schon nur mehrmals täglich fünf mal ruhig ein- und auszuatmen) helfen dir, deine Gefühle im Moment wahrzunehmen, ohne sie zu bewerten. Das stärkt dein emotionales Gleichgewicht.
Gefühle benennen: Wenn du deine Emotionen klar benennst, kannst du sie besser verarbeiten. Schreibe sie auf oder teile sie einer vertrauten Person mit. Dies führt interessanterweise zu mehr Distanz zu deinen Gefühlen, was dir eine bessere Selbststeuerung ermöglicht.
Netzwerk aufbauen: Ein starkes soziales Umfeld kann dich dabei unterstützen, Emotionen zu reflektieren und zu verarbeiten.
Fazit
In stressigen Situationen wie dem beschriebenen Konflikt zeigt sich, wie wichtig ein bewusster und achtsamer Umgang mit den eigenen Gefühlen ist. Indem du deine Emotionen akzeptierst und gezielt regulierst, gelingt es dir, resilient zu bleiben. Der förderliche Umgang mit Emotionen stärkt nicht nur die eigene Widerstandskraft, sondern trägt auch zur Lösung von Problemen bei.
Wenn du lernst, deine Gefühle zu sehen und zu akzeptieren, wirst du deine Resilienz stärken – sowohl in deinem beruflichen als auch persönlichen Leben.
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