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Burnout verhindern = Nein sagen

Mitten während eines Gleitschirmwettkampfes im Frühling 2011 entschied ich mich, mit den Wettkämpfen aufzuhören. Ich beendete eine kurze und erfolgreiche Karriere, die mir sehr viel bedeutete. Wie kam es dazu und was hat dies mit Burnout-Prävention zu tun?


Bestes Hobby ever

Das Gleitschirmfliegen war während rund sechs Jahren eine Aktivität, die ich mit so viel Begeisterung und Erfolg verfolgte, wie bis dahin nichts anderes in meinem Leben. Noch im Jahr meiner Brevertierung im Jahr 2007 flog ich zum ersten Mal bei Gleitschirm-Wettkämpfen mit. Im Sommer desselben Jahres nahm ich an der Schweizermeisterschaft teil und ein Jahr danach konnte ich mich für die erste Teilnahme an einer Weltmeisterschaft qualifizieren.

Zu Beginn meiner Wettkampftätigkeit arbeitete ich in einem Job, der mir nicht sonderlich viel abverlangte. Die Aufregung der Wettkämpfe an den Wochenenden und während den Ferien war eine gute Ergänzung. Im Januar 2010 aber begann ich als Schulleiter mit dem Aufbau einer neuen Tagessonderschule in Brugg, während ich zugleich in Bern als Kitaleiter arbeitete. Die neue Arbeit verlangte wiederholt eine Aufstockung des Pensums, so dass die Kitaleitung daneben bald keinen Platz mehr hatte. Und schon nach etwas mehr als einem Jahr arbeitete ich in der Tagessonderschule weit über 100%. Der Aufbau konnte mir nicht schnell genug voran gehen.

Mein Einsatz im Erwerbsleben liess auch meine Freizeit schrumpfen, so dass ich fast nur noch für die Wettkämpfe in die Luft kam und ich kaum noch entspannt Fliegen konnte.


Auf dem Foto: David Rossi an der Schweizermeisterschaft 2007, Foto von Martin Scheel


Vernachlässigst du die Sicherheit, spielst du mit dem Leben

Nun muss man wissen, dass die Sicherheit beim Gleitschirmfliegen unter anderem auch davon abhängig ist, wie viel Zeit man in der Luft verbringt. Insbesondere wenn man neue, leistungsfähigere Gleitschirme fliegt, ist dies wichtig. Genau in diesen Jahren kamen neue, besonders leistungsfähige Gleitschirme auf den Markt (sogenannte Zweileiner) und natürlich wollte ich auch so einen haben. Nur fand ich keine Zeit, ihn vor einem Wettkampf zu fliegen.


Der Tag der Entscheidung

Bereits beim Start dieses Wettkampfluges im Frühling 2011 fühlte ich mich nicht besonders wohl. Und als ich in turbulenter Luft das Rheintal überquerte, bekam ich Angst. Nicht etwa so, dass ich gänzlich blockiert gewesen wäre. Aber als ich realisierte, dass die Angst schon seit dem Start grösser war als die Freude. Ich entschied mich innerhalb einer Minute, den Flug abzubrechen und mit dem Wettkampffliegen aufzuhören. Mir war klar, dass ich nur Wettkämpfe fliegen wollte, solange ich Spass daran hatte, ich mich sicher fühlte und ich zugleich erfolgreich sein konnte. Mit so wenig Freizeit war dies nicht mehr möglich. Ich ging landen, informierte den Ligachef und verabschiedete mich vom Wettkampffliegen.

Bald darauf begann ich mit der Ausbildung für das Tandem-Brevet. Die Tandemschirme sind sehr sichere Schirme und für einen erfahren Wettkampfpiloten sehr leicht zu fliegen. 


Und dann, einige Monate nach der Brevertierung als Tandempilot, nahm mein Leben nochmals eine Wende: Ich wusste, dass ich Vater werden würde. Der Entscheid, ganz mit dem Fliegen aufzuhören war um einiges schwieriger, als bloss mit den Wettkämpfen aufzuhören. Um mit Klarheit und Sicherheit diesen Entscheid fällen zu können, machte ich einen Entscheidungsprozess mit der Haltung und Technik der Gewaltfreien Kommunikation. Ich fand heraus, welche Bedürfnisse sich durch das Fliegen erfüllen und welche durch das Aufhören. Und ich konnte mir Strategien ausdenken, wie ich mir auch ohne das Fliegen diese Bedürfnisse erfüllen kann.


Nein sagen verhindert Burnout

Hätte ich mit den Wettkämpfen weitermachen können? Vermutlich schon. Wäre ich in ein Burnout gekommen? Sicher nicht nur wegen den Wettkämpfen. Die Parallele zum Burnout liegt darin, dass man auch zu Dingen Nein sagen können muss, die einem wichtig sind, wenn man gesund bleiben und erfolgreich sein will. Innere Stimmen, die sagen «Du musst …» müssen erkannt und ersetzt werden mit: Was ist mir wichtig? Womit möchte ich meine Zeit verbringen? Was hat alles nebeneinander Platz? Tut mir die Menge gut?

Wenn ich weiterhin hätte Gleitschirmwettkämpfe fliegen wollen, hätte ich nicht zugleich meine Karriere als Führungsperson vorantreiben können. Denn in fast jeder komplexen Tätigkeit ist Übung und damit auch investierte Zeit ein entscheidender Erfolgsfaktor. Und wenn ich auch als Vater weiterhin hätte erfüllende Flüge machen wollen, wäre vermutlich immer das schlechte Gewissen dabei gewesen: Sollte ich nicht bei meinen Kindern und meiner Frau sein? Was, wenn ich einen schweren Unfall habe, querschnittgelähmt werde oder sterbe? Mir war klar, dass ich für meine Familie präsent sein will, und ohne verfügbare Zeit geht das nicht.


Vermisse ich die Wettkämpfe und das Fliegen noch? Ja, immer wieder denke ich sehnsuchtsvoll an die Freiheit und das berauschende Gefühl des Steigens in der Thermik und des Erfolgs nach einem langen und schönen Flug. Trotzdem habe ich seither keine Sekunde an meiner Entscheidung gezweifelt: Verantwortungsübernahme, gesund bleiben und Erfolgreich-Sein bedeutet immer auch, Nein zu sagen.


Bei welchen Aktivitäten, Aufgaben oder Ansprüchen würde es dir guttun, Nein zu sagen? Auf welche dir wichtigen Dinge hast du schon verzichtet?


Und wie steht es um deine Gefährdung für ein Burnout? Wenn du das herausfinden willst, kannst du unter folgendem Link eine kurze Selbsteinschätzung vornehmen oder dich auch für eine Coaching-Sitzung bei mir melden.


Falls du vor wichtigen Entscheidungen stehst, unterstütze ich dich gerne in einem Führungscoaching, damit du Klarheit und Sicherheit erhältst und du deine Work-Life-Balance verbessern kannst.

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