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Sachlich bleiben? Vergiss es!

Wie geht es dir, wenn dir jemand Folgendes sagt:

Du darfst das nicht persönlich nehmen!

Du musst sachlich bleiben!

Vermutlich hilft es dir nicht weiter. Weshalb?

Weil deine Gefühle immer persönlich sind.

Weil deine Gefühle in dieser Situation zentral sind und ein Ignorieren der Gefühle dir schadet.

In diesem Artikel erfährst du,

  • weshalb das ausschliessliche Fokussieren auf «die Sache» einen negativen Einfluss auf dein Wohlbefinden und deine Arbeitsleistung haben kann.

  • weshalb es wichtig ist, in Konfliktsituationen zuerst die persönlichen Aspekte zu klären und erst danach die sachlichen Aspekte zu klären.

  • wie du die persönlichen Aspekte klären kannst.



Das Beispiel: Frau Meier darf nicht ins andere Team

Stell dir vor: Frau Meier hat erfahren, dass sie nicht wie gewünscht in das von ihr gewünschte Team wechseln kann. Die Entscheidung wird mit objektiv plausiblen Fakten (Begründung) kommuniziert. Trotzdem ist Frau Meier frustriert, wütend und enttäuscht und sagt: «Das sind doch nur vorgeschobene Gründe!» Und dann führt sie Argumente auf, weshalb die von der Führung vorgebrachten Gründe für den Entscheid kaum der wahre Grund sein können.

Was ist denn bei Frau Meier passiert? Kann sie nicht logisch denken? Kann sie plausible Fakten nicht verstehen?


Zuerst die persönlichen Aspekte klären

Damit Frau Meier bereit ist, sich mit den sachlichen Aspekten der Begründung auseinanderzusetzen, müssen zuerst die persönlichen Aspekte geklärt werden. Dies deshalb, weil die (persönlichen) Gefühle von Frustration, Wut und Enttäuschung sonst im Wege stehen: Wenn wir sehr emotional sind, ist unser Gehirn kaum noch in der Lage, Informationen objektiv zu verarbeiten. Je stärker unsere Emotionen sind, desto eher steuern Gehirnregionen unser Verhalten, die in der Evolution früher entwickelt wurden. So können bei sehr starken Emotionen Muster von Verteidigung, Erstarren oder Angriff ausgelöst werden, selbst wenn wir mit diesem Verhalten anderen und sogar uns selber schaden.


Wie klären?

Frau Meier klärt nun - bestenfalls mit Unterstützung einer Kollegin/eines Kollegen - die folgenden Punkte:

  1. Was habe ich beobachtet? Meine Chefin hat mir mitgeteilt, dass ich nicht zum anderen Team wechseln kann.

  2. Wie fühle ich mich jetzt gerade? Ich bin frustriert, wütende und enttäuscht.

  3. Auf welche Bedürfnisse von mir weisen diese Gefühle hin? Ich habe mir erhofft, mit dem Wechsel ins andere Team bei den Leuten zu sein, mit denen ich besonders gut arbeiten kann. Das hätte zu Wohlbefinden beigetragen. Zudem macht die Arbeitsweise dieses Teams für mich viel mehr Sinn. Und wenn ich daran denke, wie viel und engagiert ich in den letzten Jahren gearbeitet habe geht es mir darum, dass dies von der Führung gesehen und wertgeschätzt wird.

  4. Welche Bitte habe ich und an wen? - Zuerst möchte ich mir Zeit nehmen, um bedauern zu können, dass sich mein Wunsch nicht erfüllt hat. - Morgen möchte ich dann schauen, wie ich sonst zur Erfüllung von Wohlbefinden, Sinn, Gesehen-Werden und Wertschätzung in meinem Leben beitragen kann. - Und schliesslich möchte ich die Gründe für den Entscheid nochmals anschauen und prüfen, ob ich diese verstehen kann.

Frau Meier ist noch immer enttäuscht und vermutlich ist zusätzlich traurig geworden. Durch das Herausfinden der Bedürfnisse ist sie gleichzeitig ruhig geworden und da sie weiss, was für sie wichtig ist und wie sie vorgehen möchte, kann sie sich für den Rest des Tages wieder auf die Arbeit konzentrieren.


Danach die sachlichen Aspekte klären

Am darauf folgenden Tag schaut Frau Meier die Begründung nochmals an. Es kann gut sein, dass sie diese nachvollziehen und akzeptieren kann. Falls nicht, wird sie sich an die Führungsperson wenden und diese bitten, ihr den Entscheid genauer zu erklären. Vielleicht hat sie aber auch einen Lösungsvorschlag für die Führungsperson, der sowohl ihren eigenen Bedürfnissen als auch den Interessen der Organisation Rechnung tragen könnte.


Wenn du selber eine Situation anhand der oben beschriebenen vier Schritte klären möchtest, kannst du dazu hier das Dokument "Klärung der vier Schritte" herunterladen. Du findest dort auch die Liste mit den echten Gefühlswörtern und den Bedürfnissen.


Übrigens: Der Ansatz zur Klärung der persönlichen Aspekte entstammt dem Konzept der Gewaltfreien Kommunikation. Hier erfährst du, was es damit auf sich hat.


Hast du eine herausfordernde Situation als Führungsperson? Ich unterstütze dich gerne in einem Führungscoaching dabei, deine Probleme zu lösen und dich in deiner persönlichen Entwicklung zu begleiten.


Möchtest du eine Krise im Team überwinden oder die Zusammenarbeit im Team verbessern? Dann ist ein Teamcoaching vielleicht genau das Richtige für dich und dein Team.



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