Leidet dein Team unter Dauerstress? Ist die Stimmung oft gereizt, funktionieren Abläufe nicht und brennen einzelne Mitarbeitende aus? In diesem Leitfaden erfährst du, wie du in einem Workshop herausfinden kannst, wo in deinem Team der Schuh drückt und mit welchen Massnahmen eine Verbesserung möglich ist.
Dieser Leitfaden ist eine Möglichkeit, wie im Falle von Unstimmigkeiten im Team reagiert werden kann. Je nach Ursache der Problem braucht es allerdings ganz etwas anderes, als was hier vorgeschlagen wird. Falls du unsicher bist, unterstütze ich dich gerne dabei, herauszufinden, was dein Team braucht. Dieser Leitfaden ist für Führungspersonen gedacht, die erfahren sind in der Durchführung von Workshops.
Vorbereitung
Genügend Zeit einplanen (2 - 3.5 Std.)
Zeit, Dauer, Ort festlegen & kommunizieren
Material vorbereiten (Flipchart, Moderationskarten, Stifte)
1. Einleitung durch die Führungsperson
Ziel des Workshops nennen
Z.B.: Ich habe in der letzten Zeit immer wieder Spannungen zwischen verschiedenen Teammitglieder erlebt. Ich möchte gerne mit diesem Workshop dazu beitragen, dass wir besser zusammenarbeiten können und wir uns alle im Team wohlfühlen können.
Rahmenbedingungen nennen
Z.B.: keine Unterbrechungen durch Anrufe (alle Handys aus), keine Arbeit an anderen Dingen
geplanten Ablauf aufzeigen
2. Fakten sammeln*
Die Mitarbeitenden notieren Aussagen zu dem, was für sie aktuell belastend und was für sie motivierend ist. Dabei nennen sie konkrete Fälle (im Gegensatz zu Pauschalisierungen).
Z.B.: Wenn ich jetzt an die Zusammenarbeit im Team denke, kommen mir folgende Situationen in den Sinn, die für mich schwierig sind:
Z.B.: Wenn ich jetzt an die Zusammenarbeit im Team denke, kommen mir folgende Situationen in den Sinn, die mich motivieren:
Vorgaben für die Mitarbeitenden
nur Beschreibung von konkreten Situationen Zahlen, Daten, Fakten > keine Interpretationen, Analysen, Bewertungen, Verallgemeinerungen
> Zum Beispiel nicht: Einige Mitarbeitende im Team sind nicht motiviert. Sondern: Wenn ich am Morgen zur Arbeit komme, grüssen mich einige Leute nicht, auch wenn ich «Guten Morgen» sage.
noch keine persönliche Befindlichkeit
noch keine Erklärungen, weshalb etwas schwierig ist
noch keine Lösungen
kein Kommentieren der Aussagen anderer
In diesem Schritt findet kein Austausch über die Aussagen der einzelnen Mitarbeitenden statt. Es dürfen nur Verständnisfragen gestellt werden.
3. Befindlichkeit und Zielzustand
In der nächsten Runde sagen die Mitarbeitende, wie es ihnen geht, wenn sie an die entsprechenden Herausforderungen (und motivierenden Faktoren) denken und was sie gerne hätten (Zielzustand).
Falls es in deinem Team möglich ist, Gefühle zu äussern, werden die Aussagen wie folgt gemacht:
«Wenn ich an die Situation X denke, bin ich … (Gefühl), weil ich mir wünsche, dass …»
Vorgaben für Mitarbeitende:
Es dürfen keine Pseudogefühle verwendet werden. Das sind solche, die einen Täter implizieren, wie z.B.: manipuliert, provoziert, ignoriert, missverstanden, unter Druck gesetzt, ignoriert, hintergangen.
Du kannst auf meiner Webseite dazu eine Liste mit echten Gefühlswörtern herunterladen.
Falls es in deinem Team eher nicht möglich ist, Gefühle zu äussern, werden die Aussagen wie folgt gemacht: «Wenn ich an die Situation X denke, wünsche ich mir, dass …»
4. Gehört werden
In diesem Schritt tauschen sich die Mitarbeitenden darüber aus,
wie es ihnen geht, wenn sie die Aussagen der anderen hören und
ob sie dazu beizutragen möchten, dass die Ziele der anderen erreicht werden.
Vorgaben:
Andere Mitarbeitende dürfen nicht korrigiert und ihre Aussagen nicht moralisch bewertet werden. Das heisst, keine Aussagen wie die folgenden:
Das stimmt ja gar nicht, was du da sagst. Wenn du nur selber XY würdest, dann gäbe es dieses Problem gar nicht.
Jetzt hast du verstanden, was es braucht, damit wir zusammenarbeiten können. Ich hoffe, du kannst es dann auch umsetzen.
Das verstehe ich nicht, dass du so etwas vorschlägst, wenn du doch selber nicht einmal …
5. Lösungsideen sammeln und Abstimmung über Umsetzung
Nun werden mit demselben Vorgehen mögliches Massnahmen für die Lösung von Problemen gesammelt. Es dürfen nur Verständnisfragen gestellt werden, keine wertenden Äusserungen.
Anschliessend wird über die Umsetzung der Ideen abgestimmt, idealerweise mit dem Systemischen Konsensieren (siehe dazu mein Leitfaden für die Umsetzung).
6. Massnahmen festhalten und Terminierung der Evaluation
Im letzten Teil werden folgende Fragen geklärt und der Workshop ausgewertet.
Welche Massnahmen werden wann, von wem und wie umgesetzt?
Muss irgend jemand darüber informiert werden? Wenn ja: Von wem, wie und bis wann?
Wann evaluieren wir die Massnahmen? > Termin festlegen und Zeit reservieren (z.B. 1 - 1.5 Std.)
Auswertung des Workshops:
Wie geht es mir jetzt?
Was hat mir an diesem Workshop gefallen?
Was wünsche ich mir für einen nächsten Workshop?
Falls du gerne Unterstützung für die Durchführung eines Workshops brauchst, kannst du dich gerne bei mir melden. Ich schaue mit dir, welche Art der Unterstützung dir am besten dient.
Informationen zu Führungscoachings findest du hier. Informationen zu Teamcoachings hier.
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* Die Bearbeitung und das Sammeln von Aussagen/Ideen der Mitarbeitenden wird idealerweise in zwei Schritten durchgeführt: Zuerst notiert jede Person ihre Aussagen für sich selbst und anschliessend werden die Aussagen gesammelt. Dieses Vorgehen führt zu deutlich mehr und vielfältigeren Ergebnissen als ein herkömmliches Brainstorming, weil bei Letzterem soziale Faktoren einschränkend wirken. Von Vorteil ist, wenn die Mitarbeitenden pro Aussage jeweils ein bis drei Stichworte mit dickem Stift auf eine Moderationskarte schreiben. Diese können dann beim Sammeln für alle sichtbar angeheftet und gegebenenfalls gruppiert werden.
Während des gesamten Workshops sollen moralische Wertungen und Schuldzuschreibungen vermieden werden. Beispiele von Wörtern mit moralischer Wertung sind: bequem, faul, dumm, stur, bockig, zickig, egoistisch, gemein, schlampig, schusselig, unzuverlässig, übereifrig, übermotiviert, über…, rücksichtslos, machohaft, besserwisserisch, verklemmt, inkompetent, autoritär.
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